Projektbericht Wintersemester 2022/23
Literarästhetisches Lernen in Theorie und Praxis
Themenschwerpunkt: Crossover Literatur
Zum Wintersemester 2022/23 startete das Projekt „Literarästhetisches Lernen in Theorie und Praxis“, das die zentralen Forschungsschwerpunkte der Arbeitsgruppe mit universitärer Lehre und schulischer Praxis verbindet. Im Rahmen einer ersten Kooperationspartnerschaft mit der GGS Braunsfeld erhielten Lehramtsstudierende aus zwei Bachelor-Seminaren die Möglichkeit, handlungs- und produktionsorientierte Reihenkonzepte zum literarästhetischen Lernen im Seminarkontext zu erarbeiten und diese anschließend an der Schule zu erproben. Organisatorisch gliederte sich das Seminar in vier Teile:
- Zweitägiger Theorie-Block: Einführung in die Bilderbuchtheorie und -analyse, Grundlagen literarästhetischen Lernens und Unterrichtsplanung/Methodik
- Präsentation, Reflexion und Modifikation entwickelter Reihenkonzepte
- Durchführung der Unterrichtsreihen an drei Schultagen
- Kriteriengeleitete Reflexion von Planung und Durchführung
Auf der Grundlage fachwissenschaftlicher Bilderbuchanalysen und literarästhetischer Konzepte entstanden in insgesamt 12 Klassen (1. bis 4. Schulstufe) innovative und originelle Projekte, die von jeweils drei Student:innen angeleitet und betreut wurden. Ausgehend von einer detaillierten Bildbetrachtung wurde das ästhetische Potenzial der polyvalenten Bilderbücher für sinnlich-emotionale Zugänge fruchtbar gemacht und die interpretatorischen Leerstellen in Form von szenisch-performativen, visuell-gestalterischen oder audiovisuellen Ausdrucksformen gefüllt. Ziel war dabei nicht ein möglichst hochwertiges Produkt hervorzubringen, sondern eine analytische Auseinandersetzung mit dem literarischen Gegenstand, die spielerisch-sinnlich motiviert war und die Phantasie und das Vorstellungsvermögen der Lernenden anregte.
Die zentrale Intention der Projektleiterinnen bestand darin, Wege aufzuzeigen, das Bilderbuch als ästhetischen Kunstgegenstand wertzuschätzen und literaturdidaktische Konzepte zu entwickeln, die analytische und didaktisch-methodische Aspekte gewinnbringend miteinander verzahnen. Genau hierin zeigte sich auch die größte Herausforderung für die Studierenden, die immer wieder in Versuchung gerieten das Bilderbuch als methodischen Impulsgeber oder Themenlieferant für weiterführende Aufgabenfelder zu nutzen, wie es in der Schulpraxis bis heute Tradition ist. Auch wenn manche Reihen in ihrer Durchführung dieser Tradition verfielen, bot die Reflexion der schulpraktischen Erfahrungen die Basis, die ‚literarische Zweckentfremdung‘ zu diskutieren und die Studierenden für diese – bislang nur marginal wahrgenommene – Problematik zu sensibilisieren.
Die Resonanz der Seminarteilnehmer:innen (im Kontext einer anonymen Seminarevaluation) spiegelt genau jenen Erfahrungswert wider, bei dem nicht das Gelingen oder Scheitern sondern der Lernzuwachs im Fokus steht:
- „Das Seminar war genau das, was ich während meines Studiums brauchte. Die Praxisphase zeigte mir erneut, warum ich überhaupt auf Lehramt studiere und gab mir einen großen Motivationsschub weiterzumachen.“
- „Die praktische Umsetzung kommt in der Uni häufig zu kurz. Daher finde ich es super, dass dieser Kurs die Planung und Durchführung auch auf praktischer Ebene fokussiert. Dadurch werden Dinge offensichtlich, die in der theoretischen Betrachtung gar nicht auffallen würden.“
- „Die Veranstaltung ist sehr interessant und auch hilfreich für Studierende, die nicht Sonderpädagogik oder Grundschullehramt studieren. Man erweitert seinen Horizont und kann viele Dinge auch für die Sek I und Sek II nutzen und in Zukunft in seinen eigenen Unterricht miteinbringen.“
- „[…] Mir war zu Beginn des Seminars allerdings nicht bewusst wie zeitintensiv die Vorbereitung der Unterrichtsreihe ist.“
- „Eine gute Anleitung und Verbindung von Theorie und Praxis.“
- „Der praxisintegrierte Aspekt war der eigentliche Grund, weshalb ich mich für dieses Seminar entschieden habe, jedoch hat auch alles andere super gepasst.“
- „Ein sehr aufwendiges Seminar, welches sich jedoch lohnt zu belegen. Ich konnte vieles für den späteren Beruf mitnehmen und lernen.“
- „Das Seminar ist das erste Seminar in meinem Studium, in dem ich mit Interesse für die Vorbereitung des Unterrichts und die Prüfung mit Freuden und umfangreich gelernt habe. Es scheint mir, dass das Seminar eine gute Vorbereitung für die Lehrertätigkeit ist, sowohl fachlich als auch praktisch.“
- „[Die Veranstaltung] förderte mein Interesse am Einsatz von Bilderbüchern im Unterricht. Die Praxisphase in der Schule war zwar mit viel Aufwand verbunden, doch hat gerade dies dazu beigetragen, dass man sich in der Rolle der zukünftigen Lehrkraft bestärkt gefühlt hat. Solche Praxisphasen sind meiner Meinung nach sehr wichtig in diesem Studium, da sie uns gut auf den Beruf vorbereiten und es viel zu wenige Möglichkeiten gibt, sich im Bachelor in der Schule auszuprobieren.“
- „Der Praxisteil war für mich erstmal eine nervige Extraaufgabe. Aber ich muss wirklich zugeben, dass die Verbindung zwischen Theorie und Praxis unglaublich gut funktioniert hat. Die Möglichkeit das Gelernte direkt auszuprobieren, ist glaube ich eine der besten Lernmöglichkeiten. Man kann direkt reflektieren, was gut lief, was man nächstes Mal besser machen kann.“