Daniela Wamhoff
Thema: Sprachbewusstheit in multilingualen Lerngruppen als Mittel zur Förderung des Gebrauchs komplexer Grammatik (Arbeitstitel)
Betreuer/in: Prof. Dr. Alexandra Zepter und Heike Roll
Abstract: Das Forschungsvorhaben zielt auf Lehr- und Lernsituationen in (nicht nur) sprachlich heterogenen Kontexten ab. Im Konkreten geht es um die Frage, inwieweit eine Erhöhung von Sprachbewusstheit mit einer Erhöhung des kompetenten Gebrauchs komplexer Grammatik als Merkmal von Bildungssprache korrelieren kann.
Die Kernidee ist, durch regelmäßige Sprachvergleiche als Stimulus Sprachbewusstheit zu erzeugen. Der Sprachvergleich als Kernelement verschiedener Ansätze von Mehrsprachigkeitsdidaktik dient dabei als „multilinguale Scaffolding-Strategie“ (Bredthauer: eingereicht).
Sprachbewusstheit wird hier eher eng gefasst und bezieht sich auf ihre kognitiven Facetten, die sich auf einem Kontinuum zwischen prozeduralem und deklarativem Wissen entfalten und deren Übergänge von Musterselektion und Musteraktivierung markiert werden (vgl. Funke 2005: vgl. Nold 1998; vgl. Hecht / Hadden 1992).
Als Lerngegenstand, der durch Sprachbewusstheit unterstützt werden soll, steht hier „komplexe Grammatik“ (Haberzettl 2009) als Merkmal von Bildungssprache im Vordergrund. Als Brückenelement zur systematischen Rückkopplung von sprachlichen Strukturen an die unterschiedlichen kommunikativen Funktionen und Merkmale von Texten wird das Konzept der Textroutinen und literalen Prozeduren nach Feilke (2012) herangezogen.
Es wird angenommen, dass dadurch die steigende Bewusstheit für bestimmte grammatische Phänomene und ihre Funktion auch ein Bewusstsein für deren Gebrauch gefördert und auf lange Sicht prozeduralisiert werden kann
Kompetente Nutzung meint in diesem Fall nicht nur Kenntnis und Gebrauch der Strukturen, sondern auch die Fähigkeit zur Reflexion darüber, vor allem im Sinne einer Sensibilität für unterschiedliche sprachliche Register und deren situative Angemessenheit.
Geplant ist im Konkreten eine Interventionsstudie, in deren Rahmen mit Lerngruppen Sprachbewusstheit für komplexe Grammatik mithilfe von Sprachvergleichen erarbeitet wird. Die Probanden befinden sich in der Oberstufe bzw. im Übergangsbereich dazu. Insgesamt handelt es sich um einen Längsschnitt, da zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Fortschritt der Lernenden erhoben wird, um ihre Entwicklung nachzuvollziehen.
Literatur
Bredthauer, Stefanie (eingereicht): Sprachvergleiche als multilinguale Scaffolding-Strategie.
Eichler, Wolfgang / Nold, Günther (2007): Sprachbewusstheit. In: Beck, Bärbel / Klieme, Eckhard (Hrsg): Sprachliche Kompetenzen. Konzepte und Messung. DESI-Studie (Deutsch Englisch Schülerleistungen International). Weinheim / Basel: Beltz, S. 63 – 82.
Feilke, Helmuth (Hrsg.) (2012): Schreib- und Textroutinen. Frankfurt a. M.: Lang.
Funke, Reinold (2005): Sprachliches im Blickfeld des Wissens: grammatische Kenntnisse von Schülerinnen und Schülern. Tübingen: Niemeyer.
Haberzettl, Stefanie (2009): Förderziel: Komplexe Grammatik. In: LiLi 39 (2009), S. 80 – 95.
Haberzettl, Stefanie (2016): Bildungssprache im Kontext von Mehrsprachigkeit. Eine Untersuchung von Berichtstexten ein- und mehrsprachiger Schüler. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung 1 (2016), S. 61 – 79.
Hecht, Karlheinz / Hadden, Betsy (1992): Deklaratives und prozedurales Grammatikwissen bei Schülern des Gymnasiums mit Englisch als Zielsprache. In: Zeitschrift für Fremdsprachenforschung 3 (1992), 1, S. 31 – 57.
Nold, Günther (1998): Grammatik im Lehrwerk und in den Köpfen der Fremdsprachenlerner am Beispiel von Englisch in der 8. Klasse der Realschule. In: Hermes, Liesel / Schmid-Schönbein, Schmid (Hrsg.): Fremdsprachen lehren lernen – Lehrerausbildung in der Diskussion. Dokumentation des 17. Kongresses für Fremdsprachendidaktik, veranstaltet von der Deutschen Gesellschaft für Fremsprachenforschung (DGFF) Koblenz, 6. – 8. Oktober 1997. Berlin: Pädagogischer Zeitschriftenverlag.
Wildemann, Anja / Akbulut, Muhammed / Bien-Miller, Lena (2016): Mehrsprachige Sprachbewusstheit zum Ende der Grundschulzeit – Vorstellung und Diskussion eines Elizitationsverfahrens. In: Zeitschrift für Interkulturellen Fremdsprachenunterricht 21/2 (Oktober 2016), S. 42 – 56.