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Sprachdidaktisches Kolloquium

Sommersemester 2023

Die Veranstaltungen des sprachdidaktischen Kolloquiums finden in diesem Sommersemester (2023) von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr online über Zoom oder in Präsenz in der Classen-Kappelmann-Straße 24, Raum S 251 statt. Den Link erhalten Sie über den Mailverteiler oder nach Anmeldung (durch Mail an lina.schothoefer@uni-koeln.de).

Interessierte Gäste und Studierende sind ausdrücklich eingeladen und herzlich willkommen.
 

Termine:

25.04.2023 (Zoom) - Principles and Practices of Inclusive Written Language Instruction for Children with Significant Disabilities / David Koppenhaver - Appalachian State Univerity (North Calorina, USA)

09.05.2023 (Präsenz) - Didaktik mündlicher Kompetenzen: Sieben Maximen und ein Seminarkonzept / Ulrike Behrens - Universität Duisburg Essen

23.05.2023 (Zoom) - Digitale Lernspiele zur Verbesserung von Lesefertigkeiten bei leseschwachen Schüler:innen / Cornelia Glaser - Pädagogische Hochschule Heidelberg & Valentin Unger - Pädagogische Hochschule St. Gallen

13.06.2023 (Präsenz) - Verständnis von Bildungssprache – (K)eine Hürde für Grundschüler:innen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Sprache? / Wilma Schünauer-Schneider - Pädagogische Hochschule Heidelberg & Birgit Heppt - Humboldt-Universität zu Berlin

27.06.2023 (Präsenz, SDK und LDK) - Inputorientierte Förderung des Genus-Kasus-Systems mit Bilderbüchern und Liedern / Friederike von Lehmden (klinische Linguistin) & Claudia Müller-Brauers - Leibniz Universität Hannover

 

Plakat zum Sprachdidaktischen Kolloquium SoSe 2023

Abstracts

25.04.2023 (Zoom) - Principles and Practices of Inclusive Written Language Instruction for Children with Significant Disabilities / David Koppenhaver - Appalachian State Univerity (North Calorina, USA)

Academic inclusion is mandated in some states and countries, and both policy makers and school administrators long have attempted to implement “one-size-fits-all” literacy curricula for students in the first 5-7 years of school.  Unfortunately, these mandates have yet to be accompanied by thoughtful consideration of the characteristics required of truly inclusive literacy curricula and instruction.  For example, it is common practice in classrooms implementing universal design for learning to make text “more accessible” by having read-aloud options.  Text read aloud is only more accessible to children who have print-based difficulties but typically developing receptive language.  Likewise, traditional approaches to teaching the alphabet and phonics include:

·      reliance on metalinguistic rules and directions, which impair the learning of children with language delays; 

·      speaking sounds aloud which makes learning impossible for children with complex communication needs or hearing impairments; or 

·      the use of puppets and songs to make abstract learning more engaging, which instead distract the attention of children with intellectual disabilities away from the lesson objectives.  

In this presentation, we will explore examples of both more inclusive and less inclusive approaches to literacy instruction, particularly as they pertain to 5-12-year-old children with significant disabilities. The goals are to raise awareness of the demands different instructional practices and materials place on students, to better match those demands to the individual differences of young literacy learners, and to guide the development of additional approaches that are truly inclusive of the diversity represented in most classrooms, particularly those with students who have significant disabilities.

 

09.05.2023 (Präsenz) - Didaktik mündlicher Kompetenzen: Sieben Maximen und ein Seminarkonzept / Ulrike Behrens - Universität Duisburg Essen

Trotz der Bedeutung als eigener Kompetenzbereich, die auch die weiterentwickelten Bildungsstandards (KMK 2022 a, b) dem „Sprechen und Zuhören“ zuweisen, ist es sowohl in der Schule als auch in der universitären Lehrer:innenbildung schwierig, die wichtigen Einsichten und Erkenntnisse zur mündlichen Kommunikation in konkretes didaktisches Handeln zu übersetzen: Gerade die Alltäglichkeit und Allgegenwart, die Implizitheit, Flüchtigkeit, Multimodalität und Interaktivität mündlichen Sprachhandelns (Fiehler 2009) erschweren einen systematischen Zugang. Zudem handelt es um einen fast unübersehbar breiten Gegenstandsbereich: Während Lesefähigkeiten, Schriftspracherwerb oder Zeichensetzung sich immerhin im Rahmen gewisser „Außengrenzen“ bestimmen und didaktisieren lassen, umfasst mündliche Kommunikation eine Vielfalt unterschiedlicher Dimensionen und Teilbereiche (Stimme und Stimmgesundheit vs. lebendiges Vorlesen und Vortragen vs. Diskutieren und Debattieren vs. Zuhörstrategien in Lehr-Lern-Situationen usw.), die zusätzlich von den unterschiedlichsten Disziplinen bearbeitet werden.

Es scheint deswegen kaum möglich, im Bereich der Mündlichkeit einzelne Kompetenzziele auszugliedern und separat zu bearbeiten. Entgegen dieser – ansonsten durchaus rationalen – Tendenz zum Entwirren und Ausdifferenzieren von Lernzielen soll im Vortrag ein anderer, globalerer Zugang zur Kompetenzentwicklung vorgestellt werden, nämlich ausgehend von sieben grundlegenden Maximen für eine Didaktik der Mündlichkeit (Behrens 2022, S. 163ff.) als Quintessenz der aktuell vorliegenden theoretischen Modelle und wissenschaftlichen Einzelbefunde für den Unterricht.

Aufbauend auf diesen Maximen wird ein erprobtes Seminarkonzept zum Kompetenzbereich „Sprechen und Zuhören“ für das Lehramt in den Sekundarstufen I und II vorgestellt, das diese in Form von separaten Aufgabensequenzen (als Lernstationen) konkretisiert (ergänzend werden einzelne mündliche Gattungen wie Erklären, Beschreiben oder Instruieren thematisiert). Jede Station besteht aus einem Grundlagentext zur Vorbereitung und (teils spielerischen) Anwendungsaufgaben zur Vertiefung und Diskussion; organisiert ist das Seminar durchgängig in Form von Gruppenarbeit an diesen Stationen. Dabei entscheidet jede Gruppe über Reihenfolge und Tempo der Erarbeitung selbst.

 

23.05.2023 (Zoom) - Digitale Lernspiele zur Verbesserung von Lesefertigkeiten bei leseschwachen Schüler:innen / Cornelia Glaser - Pädagogische Hochschule Heidelberg & Valentin Unger - Pädagogische Hochschule St. Gallen

In Deutschland gibt es einen nicht unerheblichen Anteil von Schüler:innen (z.B. IQB-Bildungstrend 2021: 18,8 Prozent aller Viertklässler), die nur unzureichend flüssig, fehlerfrei und sinnentnehmend lesen können (vgl. Stanat et. al, 2022). Folgerichtig untersucht empirische Forschung schon seit einigen Jahren den gezielten Einsatz testdiagnostischer Leseverfahren sowie zugehöriger Fördermaßnahmen, die für verschiedene Altersstufen konzipiert wurden (vgl. Lenhard, 2019). Allerdings fokussiert die Forschung im deutschsprachigen Raum auf Ansätze zur „Präsenz-Förderung“ im Unterrichts- und/ oder individuellen Setting. Ein Desiderat sind Interventionsstudien zur Wirksamkeit von Leseförderung mittels synchroner digitaler Lernmedien (vgl. Görgen, Huemer, Schulte-Körne & Moll, 2020).

Das Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Vorteile digitaler Lernspiele mit den Erkenntnissen bisheriger Forschung zur Leseförderung zu kombinieren. Darüber hinaus sollte geprüft werden, ob sich ein solcher Ansatz in der Umsetzung im Distanzformat (online, synchron) bewährt.

Im Vortrag sollen Methode und Ergebnisse dieser Studie vorgestellt und auf dieser Grundlage weitere Forschungsvorhaben in diesem Kontext diskutiert werden. Abschließend werden praktische Implikationen für den Einsatz digitaler Lernspiele zur Verbesserung von Lesefertigkeiten im schulischen Setting erläutert.

 

13.06.2023 (Präsenz) - Verständnis von Bildungssprache – (K)eine Hürde für Grundschüler:innen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt Sprache? / Wilma Schünauer-Schneider - Pädagogische Hochschule Heidelberg & Birgit Heppt - Humboldt-Universität zu Berlin

Bildungssprachliche Kompetenzen tragen bedeutsam zur Erklärung und Vorhersage schulischer Kompetenzen in unterschiedlichen Fächern bei. Sie bilden eine wichtige Voraussetzung für den schulischen Kompetenzerwerb und sollten im Unterricht gezielt aufgebaut und gefördert werden. Dies gilt umso mehr, als der Umgang mit schulischer Bildungssprache Schüler:innen im Allgemeinen größere Schwierigkeiten bereitet als der Umgang mit den sprachlichen Anforderungen des Alltags. Diese Annahme wird durch eine Reihe empirischer Studien gestützt, die sich häufig insbesondere auf den bildungssprachlichen Kompetenzerwerb von mehrsprachigen Lernenden beziehen (zusammenfassend Heppt & Schröter, in Druck). Für Schüler:innen mit dem sonderpädagogischen Förderbedarf Sprache hingegen, für die anzunehmen ist, dass sie beim Erwerb von Bildungssprache besonderer Unterstützung bedürfen, liegen bislang nur wenige Erkenntnisse vor. Dies dürfte unter anderem damit zusammenhängen, dass bislang nur wenige Testinstrumente zur Bestimmung bildungssprachlicher Kompetenzen vorliegen, die sich für den Einsatz bei dieser Gruppe von Schüler:innen eignen.

Vor diesem Hintergrund werden im ersten Teil des geplanten Vortrags die theoretischen und empirischen Grundlagen von BiSpra 2-4 vorgestellt, eines standardisierten und normierten Tests, mit dem sich verschiedene Aspekte des Verständnisses von Bildungssprache bei Grundschüler:innen erfassen lassen. Dabei werden auch Zusammenhänge mit den Leistungen in anderen Sprachtests (PPVT, TROG-D) präsentiert und die Testleistungen von Schüler:innen mit Förderbedarf und ohne Förderbedarf im Bereich Sprache im Vergleich betrachtet. Daran anknüpfend fokussiert der zweite Teil des Vortrags auf eine empirische Untersuchung zur Überprüfung der allgemeinen sprachlichen (erfasst mit dem SET 5-10) und bildungssprachlichen (erfasst mit BiSpra 2-4) Kompetenzen von Grundschüler:innen mit Förderbedarf im Bereich Sprache. Hierbei fallen die (rezeptiven) Fähigkeiten in BiSpra 2-4 insgesamt besser aus als die (produktiven) Fähigkeiten des SET 5-10 und es bestehen nur geringe Korrelationen zwischen den beiden sprachlichen Kompetenzbereichen. Im abschließenden dritten Teil des Vortrags werden Erklärungsansätze für dieses erwartungswidrige Befundmuster diskutiert und mögliche Implikationen für Forschung und Praxis aufgezeigt.

 

27.06.2023 (Präsenz, SDK und LDK) - Inputorientierte Förderung des Genus-Kasus-Systems mit Bilderbüchern und Liedern / Friederike von Lehmden (klinische Linguistin) & Claudia Müller-Brauers - Leibniz Universität Hannover

Grammatische Lernbereiche wie das Genus-Kasus-System können ein- und mehrsprachigen Kindern bis in die Grundschulzeit hinein Schwierigkeiten bereiten (Ulrich et al., 2016, Jeuk, 2008).

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Litkey – Literacy as the key to social participation“ an der Ruhr-Universität Bochum und der Leibniz-Universität Hannover wurden daher sechs inputoptimierte Bilderbücher zur impliziten Grammatikförderung der Genus- und Kasusbildung sowie ein dazu passendes Handbuch entwickelt. Die Bilderbücher bieten sich sowohl für die Sprachförderung in heterogenen und inklusiven Lerngruppen im Vorschulalter als auch für die Schuleingangsphase an.  Die Texte der Bilderbücher  sind linguistisch strukturiert, d.h. sie enthalten eine hohe Frequenz sprachlicher Strukturen (Ambridge et al., 2015), eine Präsentation redundanter morphologischer Hinweise (Ritterfeld, 2000) sowie Kontrastierungen und Gruppierungen (Bebout & Belke, 2017). Gleichzeitig sind die Geschichten der Bücher im Sinne der Generativen Textproduktion literarisch-ästhetisch gestaltet (Belke, 2008), um die Motivation der Kinder und damit die Vorlesefrequenz zu erhöhen.

Drei dieser Bücher (von Lehmden et al., 2017) wurden zusammen mit passenden Liedern (angelehnt an Kauffeldt et al., 2014) in einer dreimonatigen Interventionsstudie mit 116 Kindern (59 Mädchen, Ø 4;4 Jahre; 68 mehrsprachige Kinder) in Kindertagesstätten im Ruhrgebiet in Hinblick auf ihre Wirksamkeit für den Erwerb des Genus-Kasus-Systems in der Erst- und Zweitsprache Deutsch evaluiert. 

Der Vortrag stellt die Litkey-Bilderbücher mit ihrer linguistischen Fundierung, das Handbuch sowie die Ergebnisse der Studie vor und gibt einen Ausblick auf Folgestudien zu dem Inputmaterial und dessen Einsatz.