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Koordinaten einer inklusiven Literaturdidaktik. Zentrale Konzepte für die Unterrichtsentwicklung (Habilitationsprojekt von Judith Leiß)

Im Zentrum des theoretisch-konzeptionell angelegten Habilitationsprojekts steht die Entwicklung eines begrifflichen Koordinatensystems, das innovative Ansätze zur Konzeptualisierung eines inklusiven Literaturunterrichts bereitstellt. Besondere Bedeutung kommt dabei der Frage nach dem spezifischen Potenzial des Literaturunterrichts mit Blick auf das gesellschaftliche Projekt Inklusion zu.

Als Koordinaten einer inklusiven Literaturdidaktik dienen ‚Dekategorisierung’, ‚Potenzialorientierung’ und ‚(Ent-)Dramatisierung’. Diese Begriffe bezeichnen drei Grundprinzipien eines inklusiven Unterrichts, der darauf ausgerichtet ist, den menschenrechtlichen Standards einer inklusiven Bildung zu genügen und zugleich den Zielen und Gegenständen des Literaturunterrichts in ihrer Spezifik Rechnung zu tragen. Während ‚Dekategorisierung’ und ‚Potenzialorientierung’ zumindest ihrem Begriffsgehalt nach schon lange zentral für den Integrations- und später für den Inklusionsdiskurs sind, ist das Doppelkonzept ‚(Ent-)Dramatisierung’, aus der geschlechtersensiblen Pädagogik entlehnt und im Rahmen des Habilitationsprojekts für die Literaturdidaktik adaptiert, in diesem Kontext ein Novum.

Als Koordinaten einer inklusiven Literaturdidaktik fungieren Dekategorisierung’, ‚Potenzialorientierung’ und ‚(Ent-)Dramatisierung’ in dreierlei Hinsicht:

  1. Sie ermöglichen es, existierende Beiträge zur theoretisch-konzeptionellen Entwicklung einer inklusiven Literaturdidaktik inklusionstheoretisch zu verorten, aufeinander zu beziehen und auf ihre Kompatibilität hin zu prüfen. Als Koordinaten können die drei Begriffe in diesem Zusammenhang auf Grund ihrer orientierenden Funktion auf der deskriptiven Ebene bezeichnet werden.
  2. Verstanden als Prinzipien mit normativem Gehalt können ‚Dekategorisierung’, ‚Potenzialorientierung’ und ‚(Ent-)Dramatisierung’ Leitlinien für die weiterführende theoretisch- konzeptionelle Forschung im Bereich Literaturdidaktik und Inklusion sein. Entscheidend ist hierbei, dass sie eine Fokussierung auf die Spezifik des Literaturunterrichts ermöglichen und die Konzeptualisierung eines inklusiven Literaturunterrichts unter explizitem Bezug auf einen menschenrechtstheoretisch fundierten Inklusionsbegriff als genuin fachdidaktisches Problem bearbeitbar machen.
  3. Orientierungshilfe können die drei Koordinaten auch für den Bereich der Unterrichts- praxis sowie für die empirische Erforschung inklusionsorientierten Literaturunterrichts bieten, indem sie die bislang zur Diskussion gestellten abstrakten Standards inklusiven Unterrichts für den Literaturunterricht spezifizieren und operationalisierbar machen.