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Forschung

Titel: Geschlechtliche Permeabilität adoleszenter Protagonist*innen seit der Jahrtausendwende.

Betreuung: Prof. Dr. Gabriele von Glasenapp

In diesem Dissertationsprojekt werden geschlechtsuneindeutige Protagonist*innen aktueller Jugendromane hinsichtlich ihres subversiven Potentials gegenüber heteronormativen und zweigeschlechtlich organisierten Weltentwürfen analysiert. Mit Blick auf die literaturgeschichtliche Traditionslinie des Motivs der ‚Geschlechter-Maskerade‘ wird deutlich, dass die Protagonist*innen des Textkorpus neue Motivvarianten verkörpern, deren Erforschung ein Desiderat darstellt: die ‚Bacha Posh‘ als literarische Repräsentation eines primär afghanischen Kulturphänomens, die ‚gesellschaftlich legitimiert kämpfende Soldatin‘ sowie das Transgender-Kind.

Allen Texten ist gemein, dass an ihnen der Subjektbegriff bzw. das poststrukturalistische Geschlechterverständnis Judith Butlers verhandelt werden kann (so z. B. Travestie/Parodie, Konstruktion von Geschlechtsidentitäten, Subjektivationsprozesse) und somit Kategorien unseres Alltagswissens in Frage gestellt werden: Dadurch, dass die ausgewählten Textbeispiele den Leser*innen tradierte Vorstellungen von Geschlecht als historisch-soziokulturelle Konstruktionen vor Augen führen, indem sie alltagsweltlich verfestigte Vorstellungen (teilweise radikal) in Frage stellen, vermitteln sie neue Erfahrungshorizonte und Experimentierfelder zur Erprobung alternativer Lebens- und Weltentwürfe.

In der Analyse der Erzählungen werden nicht nur die (poststrukturalistische) Darstellung der Butler’schen Subjektbildung bzw. Identitätsentwicklung untersucht, sondern mit dem Raumsemantik-Modell nach Jurij M. Lotman auch strukturalistische Analysekategorien (modifiziert) verwendet, um auf diese Weise versteckte klassifikatorische Geschlechtergrenzen sichtbar zu machen.