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Pirkko Friederike Dresing

Thema: Bildungssprachliche Normen im Umgang mit Sachtexten in inklusiven Kontexten (Arbeitstitel)

Betreuer/in: Jun.-Prof. Dr. Bettina M. Bock

Abstract: Die Vermittlung und Aneignung schulischen Wissens findet in bedeutendem Maß über Sachtexte statt (vgl. Schmellentin/Dittmar/Gilg/Schneider 2017: 73). Mit steigender Komplexität der Materialien geht eine zunehmende Überforderung von Schüler*innen „mit schwachen Lesefähigkeiten und wenig Bezug zu konzeptionell schriftlicher Sprache bzw. zu schulisch-fachsprachlichen Registern“ (ebd.) im Umgang mit den Sachtexten einher, die in Unterrichtsgesprächen, in denen die Sachtexte bearbeitet werden, allerdings selten zutage treten (vgl. Drumm 2017). In inklusiven Kontexten und heterogenen Lernendengruppen mit unterschiedlichen sprachlichen und kognitiven Voraussetzungen ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Sprache im Unterricht mündlich wie schriftlich adressatenangemessen, entsprechend den individuellen Voraussetzungen der Schüler*innen zu gestalten (vgl. Gebele/Zepter 2016). Der Erwerb bildungssprachlicher Kompetenzen gilt allerdings nach wie vor als Voraussetzung für erfolgreiche schulische und gesellschaftliche Teilhabe, auch im inklusiven Kontext (vgl. ebd.; vgl. Becker-Mrotzek/Linnemann 2017; vgl. Naugk et al. 2016). Im Rahmen einer gleichzeitig vorherrschenden bildungssprachlichen Kompetenzorientierung und der Notwendigkeit, sprachliche Angemessenheit herzustellen, kommt dem differenzierten und reflektierten Umgang mit Sachtexten in der Unterrichtsinteraktion deshalb eine besondere Rolle zu. An dieser Schnittstelle, an der rezeptives und produktives Sprachhandeln aufeinandertreffen, soll das Dissertationsprojekt ansetzen und der Frage nachgehen, wie ein solcher Umgang mit Sachtexten in heterogenen Lernendengruppen sprachlich-kommunikativ gestaltet ist. Im Fokus der Untersuchung stehen bildungssprachliche Normen, die in der Arbeit mit Sachtexten in inklusiven Settings relevant gesetzt werden. Dieser Aspekt ist dahingehend interessant, da Sprachnormen als „verhaltenssteuernde Kraft“ (Ziegler 2011: 69) explizite und implizite Erwartungen an Schüler*innen stellen, die wiederum eigene (von denen der Lehrer*innen abweichende) Konzepte von Bildungssprache entwickeln. Bildungssprache soll dabei im Rahmen von bildungssprachlichen Praktiken (vgl. Morek/Heller 2012), die in Unterrichtsgesprächen situiert sind, untersucht werden, da diese als „sozial geregelte und verfestigte sprachlich-kommunikative Verfahren“ (dies.: 92) in Lehr- und Lernsituationen „eine bestimmte Art mündlicher Sprachverwendung erschließen“ (Ohlhus 2017: 125) – und sich damit auf die Teilhabemöglichkeiten aller Schüler*innen auswirken. Ausgehend von diesen Überlegungen sollen bildungssprachliche Normen im Umgang mit Sachtexten in inklusiven Kontexten aus drei Perspektiven beleuchtet werden: (1) aus der Perspektive der Lehrer*innen (Einstellungen zu Gestalt und Relevanz von Bildungssprache); (2) aus der Perspektive der Schüler*innen (Einstellungen und Konzepte von Bildungssprache von Schüler*innen mit unterschiedlichen sprachlichen und kognitiven Voraussetzungen); (3) aus der Perspektive der Unterrichtssituation (tatsächliche Setzung und Aushandlung von Normen in der Interaktion).

 

Literatur

Becker-Mrotzek, Michael/Linnemann, Markus (2017): Inklusive Fachdidaktik Deutsch. In: Ziemen, Kerstin (Hg.): Lexikon Inklusion. Göttingen: Vandenhoeck et Ruprecht, 111–112.

Drumm, Sandra (2017): Gemischte Zeichenkomplexe verstehen lernen: Arbeit mit Sachtexten im Fach Biologie. In: Ahrenholz, Bernt et al. (Hg.): Fachunterricht und Sprache in schulischen Lehr-/
Lernprozessen
. Tübingen: Narr, 37—53.

Gebele, Diana/Zepter, Alexandra L. (2016): Sprachsensibler Fachunterricht im inklusiven Kontext. In: In: Gebele, Diana/Zepter, Alexandra L. (Hg.): Inklusion: Sprachdidaktische Perspektiven. Theorie - Empirie - Praxis. 1. Aufl. Duisburg: Gilles & Francke (Köbes - Kölner Beiträge zur Sprachdidaktik - Reihe A, 11), 108—136.

Morek, Miriam/Heller, Vivian (2012): Bildungssprache – kommunikative, epistemische, soziale und interaktive Aspekte ihres Gebrauchs. In: Zeitschrift für angewandte Linguistik 57, 67—101.

Naugk, Nadine/Ritter, Alexandra/Ritter, Michael/Zielinski, Sascha (2016): Deutschunterricht in der inklusiven Grundschule. Perspektiven und Beispiele. 1. Aufl. Weinheim: Beltz.

Ohlhus, Sören (2017): Vom Gegenstand zum Lerngegenstand. Zur interaktiven Inszenierung von Wissen im Mathematikunterricht der Grundschule. In: Hauser, Stefan; Luginbühl, Martin (Hg.): Gesprächskompetenzen in schulischer Interaktion – normative und kommunikative Praktiken. Bern: hep Verlag, 124—157.

Schmellentin, Claudia/Dittmar, Miriam/Gilg, Eliane/Schneider, Hansjakob (2017): Sprachliche Anforderungen in Biologielehrmitteln. In: Ahrenholz, Bernt et al. (Hg.): Fachunterricht und Sprache in schu­lischen Lehr-/Lernprozessen. Tübingen: Narr, 73—91.

Ziegler, Evelyn (2011): Subsistente Normen und Sprachkompetenz: ihre Bedeutung für den Deutschunterricht. In: VALS-ASLA 94, 69—85.