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Fabiana Karstens

Thema: Leseförderung aus Schülersicht – Eine empirische Studie zur Wahrnehmung der Förderung des selbstregulierten Lesens im Deutschunterricht (Arbeitstitel)

Betreuer: Prof. Dr. Jörg Jost und Prof. Dr. Elmar Souvignier (Zweitbetreuer)

Abstract: Im schulischen Kontext gilt das Lesen von Texten als Schlüsselqualifikation für die Bewältigung schulischer Lernprozesse (KMK, 2003) und als zentrales Medium der Wissensvermittlung (Becker-Mrotzek, 2013). Dabei kommt vor allem dem Lesen von Sachtexten eine besondere Bedeutung zu, da diese in der Schule mehrheitlich in allen Unterrichtsfächern gelesen werden (Rosebrock & Nix, 2014). Der Umgang mit Sachtexten ist allerdings herausforderungsreich und fordert auf Seiten der Lernenden eine strategische und ziel-orientierte Textverarbeitung (Golke, Matthäi & Artelt, 2013). Daher müssen Schüler*innen darin befähigt werden, Lesetechniken und -strategien anzuwenden, um selbstständig Informationen aus Texten entnehmen zu können (KMK, 2003) und ihren Leseprozess zudem selbstständig zu steuern (Artelt, 2004). Ein aussichtsreicher Ansatzpunkt für die Förderung hierarchiehöherer Leseprozesse, deren Trainierbarkeit und Wirksamkeit in Studien bereits vielfach belegt wurde (u.a. Dignath & Büttner, 2008; Souvignier & Mokhlesgerami, 2006), besteht in der Vermittlung des selbstregulierten Lesens (Artelt, 2006). Dabei werden kognitive metakognitive und ressourcenbezogene Strategien vermittelt und eingesetzt (zur Strategieunterscheidung vgl. Boekaerts, 1999).

Bei einer Betrachtung der Förderung des selbstregulierten Lesens im regulären Deutschunterricht, müssen Überlegungen zu unterrichtlichen Wirkungszusammenhänge mit einbezogen werden. Unter Rückgriff auf das Angebots-Nutzungs-Modell (Helmke, 2015) wird daher davon ausgegangen, dass ein unterrichtliches Angebot nicht direkt zu einer Wirkung auf Schülerseite führt, sondern von den Wahrnehmungs- und Interpretationsvorgängen der Lernenden mediiert wird. Schülerseitige Wahrnehmungen fungieren somit als Schlüsselinstanz zwischen dem unterrichtlichen Angebot und den Lernleistungen (Helmke, Schrader & Weinert, 1986). Die bisherige Forschung in diesem Bereich konzentriert sich allerdings zumeist auf den mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht und betrachtet Lernende am Ende der Sekundarstufe I (u.a. Ditton, 2002; Klieme & Rakoczy, 2003; Seidel et al., 2016). Studien, die fachspezifische Unterrichtsgestaltungen, wie beispielsweise die unterrichtsintegrierte Förderung des selbstregulierten Lesens zu Beginn der Sekundarstufe I, aus Schülerperspektive in den Blick nehmen, liegen aktuell nicht vor.

Aus diesem Grund betrachtet das beschriebene Dissertationsprojekt die Schülerwahrnehmungen der Förderung des selbstregulierten Lesens im Deutschunterricht in fünften Klassen. Im Fokus steht dabei nicht nur die Frage, wie die Schüler*innen die strategische Leseförderung sowie die unterrichtlichen Rahmenbedingungen wahrnehmen, sondern auch, in welcher Beziehung diese Wahrnehmung zu den individuellen Lernvoraussetzungen der Lernenden steht. Ziel der Arbeit ist es, die Rolle der individuellen Lernvoraussetzung als Prädiktor für die schülerseitigen Wahrnehmungen des selbstregulierten Lesens im Deutschunterricht differenziell zu beschreiben und Wahrnehmungsmustern sowie deren Zusammenhang zu Leistungsmerkmalen in den Blick zu nehmen, um ausgehend von diesen Erkenntnissen spezifische (und handhabbare) Fördermaßnahmen für spezielle Schülerprofile ableiten zu könne.

 

 

 

Literatur:

Artelt, C. (2004). Zur Bedeutung von Lernstrategien bei Textverstehen. In J. Köster, W. Lütgert & J. Creutzburg (Hrsg.), Aufgabenkultur und Lesekompetenz. Deutschdidaktische Positionen (S. 61-75). Frankfurt a.M. u.a.: Peter Lang.

Artelt, C. (2006). Lernstrategien in der Schule. In H. Mandl & H.-F. Friedrich (Hrsg.), Handbuch Lernstrategien (S. 337-351). Göttingen: Hogrefe.

Boekaerts, M. (1999). Self-regulated learning: where we are today. International Journal of Educational Research, 31, 445-457.

Becker-Mrotzek, M. (2013). Didaktik der Sachtexte. Einführung in den Themenbereich. Der Deutschunterricht, 65 (6), 2-8.

Dignath, C., Büttner, G. & Langfeld, H.-P. (2008). How con primary students learn self-regulated learning strategies most effectively? A meta-analysis in self-regulation training programs. Educational Research Review, 3, 101-129.

Ditton, H. (2002). Lehrkräfte und Unterricht aus Schülersicht. Ergebnisse einer Untersuchung im Fach Mathematik. Zeitschrift für Pädagogik, 48(2), 262-286.

Golke, S., Matthäi, J. & Artelt, C. (2013). Sachtexte lesen und verstehen. Textverstehen aus psychologischer Perspektive. Der Deutschunterricht, 65 (6), 19-29.

Helmke, A. (2015). Unterrichtsqualität und Lehrerprofessionalität. Diagnose, Evaluation und Verbesserung des Unterrichts. Seelze: Klett-Kallmeyer.

Helmke, A., Schneider, W. & Weinert, F. E. (1986). Quality of instruction and classroom learning outcomes: The German contribution to the IEA Classroom Environment Study. Teaching and Teacher Education, 2, 1-18.

Klieme, E. & Rakoczy, K. (2003). Unterrichtsqualität aus Schülerperspektive: Kulturspezifische Profile, regionale Unterschiede und Zusammenhänge mit Effekten von Unterricht. In Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.), PISA 2000 – Ein differenzierter Blick auf die Länder der Bundesrepublik Deutschland (S. 335-359). Opladen: Leske + Budrich.

KMK (2003). Bildungsstandards im Fach Deutsch für den mittleren Schulabschluss. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 4.12.2003. Online: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2003/2003_12_04-BS-Deutsch-MS.pdf.

Rosebrock, C. & Nix, D. (2014). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Seidel, T., Jurik, V., Häusler, J. & Stubben, S. (2016). Mikro-Umwelten im Klassenverband: Wie sich kognitive und motivational-affektive Schülervoraussetzungen auf die Wahrnehmung und das Verhalten in Fachunterricht auswirken. In N. McElvany, W.Bos, H.G. Holtappels, M.M. Gebauer & F. Schwab (Hrsg.), Bedingungen und Effekte guten Unterrichts (S. 65-88). Münster: Waxmann.

Souvignier, E. & Mokhlesgerami, J. (2006). Using self-regulation as a framework for implementing strategy-instruction to foster reading comprehension. Learning & Instruction, 16(1), 57-71.

 

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