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SgS – Die an die Schüler und Schülerinnen gerichtete Sprache. Zur Adaptivität sprachlichen Lehrer/innen-Handelns im Unterricht

 

Projektleitung: Professorin Dr. Katrin Kleinschmidt-Schinke (Universität Oldenburg), Prof. Dr. Thorsten Pohl (Universität zu Köln)

Projektbeteiligte: Dr. Tim Kühl (Universität Mannheim), Professorin Dr. Julia Schwanewedel (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Thomas Zabka (Universität Hamburg)

Projektdauer: 2019 -

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Projektnummer 426182600

 

Projektzusammenfassung:

In der Forschung zur Unterrichtskommunikation überwiegt eine defizitorientierte Perspektive auf die Sprache von Lehrer/innen. Demnach sprechen diese selbst zu viel, stellen zu viele kognitiv nicht herausfordernde Fragen, warten zu wenig vor Schüleräußerungen und strukturieren den Unterricht nach demselben kleinschrittigen Schema. Im Gegensatz dazu fokussiert das vorliegende Forschungsprojekt das spracherwerbsförderliche Potential der Lehrersprache. Die Studie schließt an zentrale Konzepte aus der interaktionistisch orientierten L1-Erwerbs- und L2-Vermittlungsforschung an, die für die Erforschung von Unterrichtskommunikation nutzbar gemacht werden. Als Zielkategorie schulisch flankierten Spracherwerbs wird das Konstrukt konzeptioneller Schriftlichkeit nach Koch und Oesterreicher (1986) angenommen, das allerdings im Projekt mittels vier Operationalisierungsdimensionen in unterschiedliche linguistische Analysekategorien überführt wird. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist eine linguistisch möglichst exakte Beschreibung der sprachlichen Charakteristika der an die Schüler/innen gerichteten Sprache (SgS). Im Zentrum steht die Fragestellung, inwieweit in der Lehrersprache Phänomene einer Input-Adaption feststellbar sind, wenn Lehrpersonen Schüler/innen unterschiedlicher Jahrgangstufen adressieren. Einen ergänzenden Untersuchungsfokus bilden lehrerseitige mikrointeraktionale Bearbeitungen von Schüleräußerungen. Erforscht wird, inwieweit die Lehrpersonen den Schüler/innen eine Art modellhaftes Feedback anbieten, indem sie im unmittelbaren Kontrast zur schülerseitigen Bezugsäußerung ein sprachliches Modell guten Gelingens realisieren. Das Erhebungsdesign ist im Sinne von beschreibenden und multiplen Fallstudien (Caspari 2016) angelegt: Kernidee bei der Erhebung ist die Konstanthaltung des Faktors Lehrperson in drei gymnasialen Jahrgangsstufen (der Unter-, Mittel- und Oberstufe), in denen jeweils eine Doppelstunde bei insgesamt vier Biologie- und vier Deutschlehrpersonen videodokumentiert wurde (pro Fach jeweils zwei männlich und zwei weiblich). Solchermaßen wird ein direkter, intra-individueller Vergleich des sprachlichen Handelns in den verschiedenen Jahrgangsstufen möglich. Im Sinne eines multiplen Fallstudiendesigns erfolgt zudem ein inter-individueller Vergleich sowohl fach- als auch geschlechtsbezogen. Auch wenn die Erforschung adaptiven Sprachhandelns von Lehrpersonen als eine Komponente sprachdidaktischer Grundlagenforschung zu betrachten ist, haben die Ergebnisse für die Lehrerprofessionsforschung hohe praktische Relevanz, da mit ihnen ein zentraler Aspekt professioneller Kompetenz von Lehrpersonen (Baumert/Kunter 2006: 469) rekonstruiert wird, der derzeit nahezu vollständiges Desiderat ist.