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Sprachdidaktisches Kolloquium

Sommersemester 2024

Die Veranstaltungen des sprachdidaktischen Kolloquiums finden in diesem Sommersemester (2024) von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr in der Classen-Kappelmann-Straße 24, Raum S 251 statt. 

Interessierte Gäste und Studierende sind ausdrücklich eingeladen und herzlich willkommen.
 

Termine:

30.04.2024  -  Wirksame Schreibförderung als Schul- und Unterrichtsentwicklung: eine Aufgabe aller Beteiligten / Afra Sturm – Pädagogische Hochschule FHNW (Schweiz)

14.05.2024 - Wie kommt differenzierte Leseförderung in die schulische Praxis? – Transfer eines evidenzbasierten Konzepts / Mareike Ehlert – Universität Münster

04.06.2024  - Core Practices und ihre Rolle bei der Unterstützung kohärenter Lehrkräftebildung: Standortbestimmung und Ausblick / Judith Schellenbach-Zell – Bergische Universität Wuppertal

09.07.2024 - Sprachenlernen mit Google, Quizlet und Co: Untersuchungen zu Gebrauch und Einfluss von Übersetzungs- und Lernhilfen / Raphael Berthele – Universität Freiburg (Schweiz)

 

Plakat zum Sprachdidaktischen Kolloquium SoSe 2024

Abstracts

30.04.2024  -  Wirksame Schreibförderung als Schul- und Unterrichtsentwicklung: eine Aufgabe aller Beteiligten / Afra Sturm – Pädagogische Hochschule FHNW (Schweiz)

Mittlerweile liegen einige Meta-Analysen zu Schreibförderansätzen vor: Sie zeigen in erster Linie für bestimmte Teilbereiche auf, was wirkt, was aber auch nicht; gleichzeitig verdeutlichen sie auch, dass zu bestimmten Fragen oder Teilbereichen noch wenig gesichertes Wissen vorliegt. Befunde dieser Art adressieren die Ebene der Schüler*innen.

In den letzten Jahren wurden auch vermehrt Studien zur Frage durchgeführt, über welches Wissen und Können Lehrpersonen verfügen sollten, um Schreiben lernförderlich unterrichten und vermitteln zu können. Studien, die die Wirksamkeit von kursorischen Weiterbildungen im Bereich Schreibförderung untersuchen, die sich an einzelne Lehrpersonen wenden, müssen noch weitgehend als Desiderat bezeichnet werden. Letzteres gilt insbesondere auch für Studien, die die Einführung von schreibbezogenen Fördermaßnahmen oder -programmen nicht nur im eigenen Unterricht, sondern auf Schulebene intendieren.

Im Vortrag werden Befunde zu allen drei Ebenen überblicksartig dargestellt und abschließend im Sinne eines Ausblicks auf die Frage eingegangen, wie eine Implementierung, die alle drei Ebenen verzahnt, angegangen werden könnte.

 

14.05.2024 - Wie kommt differenzierte Leseförderung in die schulische Praxis? – Transfer eines evidenzbasierten Konzepts / Mareike Ehlert – Universität Münster

Zahlreiche Programme zur Leseförderung wurden bisher in der Wissenschaft entwickelt und positiv evaluiert. Das Konzept „di2lesen“ ist ein Beispiel für einen solchen forschungsbasierten Ansatz. Auf der Basis diagnostischer Information erhalten Kinder eine für ihren individuellen Lernstand passende Förderung. Das Konzept besteht aus: 1) der Online-Lernverlaufsdiagnostik quop, bei der Grundschulkinder alle drei Wochen einen zehnminütigen Lese-Test machen, und 2) dem Lese-Sportler, der aufbauend auf den diagnostischen Ergebnissen differenzierte Materialien zur Förderung der Lesefähigkeiten anbietet. Allerdings zeigen Feld- und Beobachtungsstudien, dass Programme wie „di2lesen“ nur selten den Weg von der Forschung in die tägliche Schulpraxis finden. Ihr Potenzial bleibt ungenutzt. Um den Transfer evidenzbasierter Konzepte in die Praxis voranzutreiben, reicht es offenbar nicht aus, Programme nur bereitzustellen. Vielmehr ist Transfer ein Prozess, der an mehreren Stellen initiiert und begleitet werden muss.

Im Vortrag werden zunächst die Lernverlaufsdiagnostik quop und der Lese-Sportler vorgestellt sowie ein Überblick über unsere bisherigen Forschungsbefunde zur Wirksamkeit des Konzepts gegeben. Dabei wird auf förderliche und hemmende Einflussfaktoren sowie auf Prozesse der Nutzung eingegangen, die die Effekte der Wirksamkeit moderieren können. Anschließend werden empirische Befunde aus Interventionsstudien zu unterschiedlichen Professionalisierungskonzepten sowie aus Befragungen zur Perspektive der Lehrkräfte auf Transferprozesse vorgestellt. Auf Basis dieser Befunde zeigt sich, dass Transfer einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis sowie leicht zugängliche Angebote zur Erklärung und Professionalisierung erfordert. Im Vortrag wird daher abschließend am Beispiel des Konzepts „di2lesen“ gezeigt, wie ein solches Transferkonzept bestehend aus flexibel zugänglichen Erklärvideos und Unterrichtsmaterialien aussehen kann.

 

04.06.2024  - Core Practices und ihre Rolle bei der Unterstützung kohärenter Lehrkräftebildung: Standortbestimmung und Ausblick / Judith Schellenbach-Zell – Bergische Universität Wuppertal

Der Aufbau von professioneller Handlungskompetenz zur effektiven Förderung von Lernprozessen bei Schüler*innen steht im Zentrum der Lehrkräftebildung. Diese Kompetenz beruht auf einer umfangreichen und gut vernetzten Wissensbasis, die sich aus Fachwissenschaft, Fachdidaktik und Bildungswissenschaft speist. Trotz dieser theoretischen Annahme lässt sich ein Problem der Fragmentierung des Wissens konstatieren, das sowohl die Verbindung zwischen den verschiedenen Wissensbereichen als auch deren praktische Anwendung in der Unterrichtspraxis betrifft. Im Vortrag untersuche ich die potenzielle Rolle der Core Practices als möglichen Lösungsansatz zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Core Practices orientieren sich an praxisbezogenen Ansätzen und ermöglichen eine Professionalisierung, die von der konkreten Lehrpraxis ausgeht. Zudem werden verschiedene Konzepte zur Vermittlung von Lerninhalten ausgehend von den Core Practices diskutiert. Durch eine Zusammenführung aktueller Forschungsergebnisse sowie eigener empirischer Erkenntnisse wird der aktuelle Stand der Forschung präsentiert. Abschließend wird Raum für eine hoffentlich angeregte Diskussion geboten, um womöglich neue Perspektiven und Impulse für die zukünftige Forschung und Praxisentwicklung in diesem Bereich zu eröffnen.

 

09.07.2024 - Sprachenlernen mit Google, Quizlet und Co: Untersuchungen zu Gebrauch und Einfluss von Übersetzungs- und Lernhilfen / Raphael Berthele – Universität Freiburg (Schweiz)

In diesem Vortrag wird über eine Reihe von Untersuchungen mit mehrsprachigen LernerInnen berichtet. 
In einer ersten Studie wurde untersucht, wie LernerInnen Online-Hilfsmittel (GoogleTranslate, DeepL, etc.) verwenden, wenn sie an einer Schreibaufgabe in einer Fremdsprache arbeiten. Analysen des Task-Switching der LernerInnen werden in Bezug gebracht zu Merkmalen des geschriebenen Textes (Komplexität, Korrektheit, Flüssigkeit sowie Taskerfüllung), und vorsichtige Schlussfolgerungen zu möglichen Lerneffekten verschiedener Verhaltensmuster werden gezogen. 
Eine zweite Reihe von Untersuchungen betrifft explizite Wortschatzarbeit mit verschiedenen Hilfsmitteln, sowohl digital wie auch auf Papier. Wir haben untersucht, wie gut neue Wörter behalten werden, wenn sie direkt in einem Glossar dargeboten werden oder aber in einem Wörterbuch nachgeschlagen werden müssen. Außerdem haben wir verglichen, ob Wörter mit vorgefertigten oder selbst fabrizierten Karteikarten (wiederum digital und auf Papier) besser gelernt werden. Die Diskussion der Resultate erfolgt mit Bezug auf lernpsychologische Konzepte wie Involviertheit und Verarbeitungstiefe.